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Geschichte des Efficiency-Club Bern

Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Herbert N. Casson war einer der Pioniere der „Verkaufswissenschaft", wie man damals das heutige Marketing nannte. Er befasste sich auch mit den Prinzipien des „Scientific Management" von Frederick Winslow Taylor, versuchte jedoch, der Effizienz der Prozesse grössere Bedeutung zu geben unter Berücksichtigung des Menschen als zentralem Faktor. Eine Folge seiner begeisternden Vorträge in Europa war die Gründung von Efficiency-Clubs, die den Gedanken des gegenseitigen Erfahrungsaustauschs pflegen wollten

Frederick Winslow Taylor
Frederick Winslow Taylor
(1856-1915)

Im Jahre 1911 veröffentlichte Frederick Winslow Taylor sein bahnbrechendes Buch „The Principles of Scientific Management“. Taylor war der Begründer eines wissenschaftlichen Managements. Seine Arbeiten führten dazu, die Produktionsprozesse wissenschaftlich zu verstehen und entsprechend zu rationalisieren und zu standardisieren. Fliessbandarbeit und auf möglichst effizienten Nutzen der Arbeitskraft ausgerichtete Technik begannen, den industriellen Alltag zu bestimmen.

Herbert N. Casson
Herbert N. Casson
(1869-1951)

Der Amerikaner Herbert N. Casson ist einer der Begründer der „Verkaufswissenschaft“, von Marketing sprach man damals noch nicht. In den 20er- und 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts bereiste er Österreich, Deutschland und auch die Schweiz und hielt zahlreiche Vorträge. Herbert Casson entwickelte eine Philosophie der Wirtschaft, welche die rein arbeitstechnische Revolution Taylors mit einem wissenschaftlichen Verständnis von Produktion, Verkauf und Management erweiterte.

1928 erschien die erste deutschsprachige Ausgabe der Zeitschrift „Efficiency-Magazin“. Darin findet man eine Kernaussage Herbert Cassons: „…in diesem Magazin will ich zeigen, wie Menschen mehr Geld verdienen und dabei noch gleichzeitig sich selbst entwickeln und einen höheren Grad von Glück erreichen können… warten wir nicht auf die Hilfe des Staates: im Gegenteil, der Staat muss nötigenfalls durch die Wirtschaft beaufsichtigt werden…“ (André Pförtner: „Amerikanisierung der Betriebswirtschaft im deutschsprachigen Raum“, Verlag der Deutschen Hochschulschriften, D 63329 Egelsbach bei Frankfurt, 2001).

Es war eine richtige Aufbruchsstimmung. Vereinigungen und Clubs wurden gegründet, welche ursprünglich einen wirtschaftsethisch-proamerikanischen Kurs verfolgten. 1936 wurden Efficiency-Clubs in Zürich, Basel und Bern gegründet. Von Anfang an war der Erfahrungsaustausch ein wichtiger Pfeiler der neuen Bewegung.

Leider sind von den frühen Jahren keine Dokumente erhalten, sodass wir über die Entwicklung vor dem Krieg nichts Genaues wissen. Nach dem zweiten Weltkrieg war der Berner Club schon nicht mehr aktiv, die Tätigkeiten waren offenbar ca. 1953 eingestellt worden.

Dr. Bruno Senn erweckte 1963 den Efficiency-Gedanken zu neuem Leben. Er erinnerte sich an seine Zeit in Basel, als er Mitglied des dortigen Efficiency-Clubs gewesen war, der von Dr. Hans Ruppe präsidiert wurde. Er hatte sich damals der Erfa-Gruppe Mittelbetriebe angeschlossen und diese bis 1960 geleitet.

Im Herbst 1963 lud man zur Gründungsversammlung in die Schützenstube des Bürgerhauses ein. Es kamen etwa dreissig Interessenten, denen Bruno Senn seine Ziele vortrug. Er bat die Anwesenden, einen Vorstand zu bilden, was auch sofort gelang. Seine zukünftigen Vorstandsmitglieder waren alle älter als er, u.a. waren das Dr. Edwin Zingg, Inhaber eines Beratungsunternehmens, Dr. Hans Hänni, Chef der damaligen VLG (heute fenaco) und Alfred Schneiter als Kassier, der spätere Generaldirektor der Kantonalbank von Bern (heute BEKB). Sofort ergab sich im Vorstand eine fruchtbare Zusammenarbeit. Bruno Senn leitete den Club von 1963 bis 1975 und war verantwortlich für das Programm. Frau Jolanda Senn erledigte einen grossen Teil der administrativen Arbeiten. Es war damals üblich, dass bei solchen Ämtern die Freiwilligkeit wichtig war und dadurch die Kosten tief gehalten werden konnten. Es wurden Statuten geschrieben und Mitglieder gesucht. Offensichtlich entsprach das Programm des Efficiency-Clubs Bern einem Bedürfnis, die Mitgliederzahl wuchs schnell. Schon bald wurde auch eine Erfa-Gruppe gegründet, die bis nach der Jahrhundertwende bestand und immer den harten Kern des Clubs bildete. Lange Jahre wurden die Vorstandsmitglieder aus dessen Reihen rekrutiert. Ein Highlight war 1975 der frühmorgendliche Besuch der neuen Migros-Verteilzentrale in Schönbühl, es kamen über 200 Teilnehmende.

Dr. Bruno Senn
Dr. Bruno Senn
(Aufnahme ca. 2013)

Dr. Hans Hänni
Dr. Hans Hänni
(Aufnahme ca. 1965)

Alfred Schneiter
Alfred Schneiter
(Aufnahme ca. 1965)

Hans Fischer, damals Direktor der Kiosk AG (später Valora), trat 1974 in den Efficiency-Club ein.  Er übernahm an der GV 1975 von Bruno Senn die Leitung des Clubs und führte diesen mit grossem Erfolg bis 1988. 1975 zählte der Club 300 Mitglieder. Auch unter seiner Präsidentschaft leistete die Ehefrau grosse Arbeit: Frau Margrit Fischer erledigte die administrativen Arbeiten. Mit der Zeit wuchs der Club jedoch weiter und die Komplexität nahm zu. Schliesslich wurde entschieden, die Mitgliedadministration, Bestätigungen für Referenten und Lokalitäten sowie die Anmeldungskontrollen extern zu vergeben. Viele Jahre erledigte dies Ueli Muggli. Hans Fischer baute das Clubprogramm aus. Höhepunkte waren u.a. die philosophischen Leseabende mit Prof. Dr. Peter Kern und die rhetorisch und inhaltlich brillanten jährlichen Vorträge von Dr. Peter Rogge (damals UBS) zur konjunkturellen Entwicklung. Der Club wuchs und erreichte in Bern eine wichtige Bedeutung als Wirtschafts-Club.

Hans Fischer
Hans Fischer

Dr. Peter Kern
Dr. Peter Kern

Dr. Peter Rogge
Dr. Peter Rogge

An der GV 1989 erfolgte die Stabsübergabe an Peter Gysi, der in der Folge den Vorstand neu organisierte und jedem Ressort einen Verantwortlichen zuwies. Es wurden auch die ersten Frauen in den Vorstand gewählt. Das Programm für das Folgejahr war jeweils im Dezember erstellt und die Mitglieder erhielten ein kleines Programmheft mit allen Daten. Die Administration, die Ueli Muggli 1993 - 2008 allein betreut hatte, musste nach dessen Pensionierung einer professionellen Organisation übergeben werden: die Treuhand- und Revisions-AG des langjährigen Sekretärs Heinz Staudenmann übernahm Administration und Mitgliederkontrolle und betreute weiterhin die Buchhaltung.

In 2009 wurde entschieden, die Homepage neu zu gestalten und Anmeldungen zu Anlässen online zu ermöglichen. Zudem sollte die neue Software auch die gesamte Mitgliederadministration umfassen. Nach einer Evaluationsphase entschied man sich für eine Software, die schon durch Alumni-Organisationen schweizerischer Universitäten eingesetzt wurde. Die Einführung erfolgte, wie üblich bei solchen Projekten, mit etlichen Bauchschmerzen.

Andere Wirtschafts- bzw. Personal-Organisationen der Region Bern zeigten Interesse am breiten Programmangebot des Clubs. So kamen im Laufe der Jahre Partnerorganisationen dazu: Swiss Marketing Bern Futura des SMC, HR Bern (Fachverband für Human Resources), Verein HFW Bern, die Alumni-Organisation des Fachbereichs Wirtschaft und Verwaltung der Berner Fachhochschule, die Vereinigung der Berner Wirtschaftswissenschaftler, die Junior Chamber International Bern sowie die Alumni des Freiburger International Institute of Management in Technology.

Peter Gysi
Peter Gysi

Alexander Pulver
Alexander Pulver

Philip Laternser
Philip Laternser

An der GV 2014 wurde Alexander Pulver zum neuen Präsidenten gewählt. Er ist Generalsekretär und Leiter des Rechtsdienstes der Gebäudeversicherung Bern (GVB). In dieser Zeit wurde der Club dem Zeitgeist etwas angepasst. Die Webseite wurde mit einem responsive Design neu gestaltet. In 2017 ist der Club eine Zusammenarbeit mit der Explora Events AG eingegangen. Als Forum für die besten Expeditions-, Abenteuer-, Reise- und Ethno-Vorträge vereint und präsentiert Explora Events die profiliertesten Referenten und ihre Produktionen auf einer exklusiven Plattform. Die Club-Mitglieder können zu einem reduzierten Preis teilnehmen.

An der GV 2019 hat das neu-gewählte Vorstandsmitglied Dr. Philip Laternser einstimmig das Präsidium von Alexander Pulver übernommen. Philip Laternser ist Rechtsanwalt und Notar bei der grossen Kanzlei Kellerhals Carrard Bern KlG.